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Die zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vereinbarte Feuerpause sowie die Freilassung von in den Gazastreifen verschleppten Geiseln sollen nach Angaben aus Katar am Freitag beginnen. Ein Sprecher des katarischen Außenministeriums erklärte am Donnerstag, die Feuerpause werde am Freitagmorgen um 07.00 Uhr (Ortszeit; 06.00 MEZ) in Kraft treten. Am Nachmittag sollen dann die ersten Geiseln freikommen. Aus Israel hieß es, die Regierung stehe mit den Familien der Geiseln in Kontakt.
Am Freitagnachmittag wird laut dem katarischen Außenamtssprecher eine erste Gruppe von 13 Frauen und Kindern freikommen. Zudem sollen am selben Tag auch palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.
Die Hamas bestätigte die Angaben zum Beginn der Feuerpause. Diese werde vier Tage dauern, erklärten die Essedin-al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der islamistischen Palästinenserorganisation. Während der Feuerpause sollen demnach insgesamt 50 Geiseln - Frauen sowie Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren - freigelassen werden.
Das Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu erklärte, "eine erste Liste" mit Namen von Geiseln erhalten zu haben und mit den Familien aller Geiseln in Kontakt zu stehen.
Ursprünglich war erwartet worden, dass die Umsetzung der Vereinbarungen zwischen Israel und der Hamas bereits am Donnerstag beginnen würde. Dann aber teilte Israels Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi mit, dass weiter verhandelt werde.
Israel und die Hamas hatten sich am Mittwoch nach langwierigen Verhandlungen auf eine Vereinbarung geeinigt, die eine viertägige Feuerpause sowie die Freilassung von zunächst 50 der von den Islamisten verschleppten Geiseln vorsieht. Im Gegenzug sollen 150 palästinensische Gefangenen - Frauen und Häftlinge unter 19 Jahren - aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.
Die Freilassung der Häftlingen erfolgt nach Angaben der Hamas unter Berücksichtigung ihrer Haftzeit. Laut einem hochrangigen Vertreter der islamistischen Organisation sollen diejenigen, die am längsten in Haft sitzen, als erstes freikommen. Israelischen Angaben zufolge könnte die viertägige Feuerpause durch die Freilassung weiterer Geiseln verlängert werden.
Das israelische Militär setzte in der Nacht zum Donnerstag seine Angriffe im Gazastreifen fort. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa sprach von "dutzenden" Toten in verschiedenen Teilen des Palästinensergebiets. Die militant-islamistische Organisation Islamischer Dschihad, die an den Kämpfen beteiligt ist, meldete Zusammenstöße im Zentrum der Stadt Gaza im Norden des rund 360 Quadratkilometer großen Küstenstreifens.
Beschuss würde auch aus der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens gemeldet, wo riesige schwarze Rauchsäulen aufstiegen und Bombenexplosionen zu hören waren. "Ich glaube, es sind noch etwa 20 Menschen unter den Trümmern", sagte ein Palästinenser, der im Osten von Chan Junis nach Überlebenden suchte, der Nachrichtenagentur AFP.
Ein AFP-Journalist berichtete, dass die mehrere Kilometer entfernten Einschläge auch Häuser in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten erschüttert hätten. Von der israelischen Armee gab es dazu zunächst keine Angaben.
In der Stadt Gaza wurde der Leiter des Al-Schifa-Krankenhauses, Mohammed Abu Salmija, von israelischen Soldaten festgenommen. Er sei verhört worden, weil Beweise vorlägen, "dass das Al-Schifa-Krankenhaus unter seiner direkten Leitung als Kommando- und Kontrollzentrum der Hamas diente", erklärte die israelische Armee. Israelische Soldaten befinden sich seit rund einer Woche auf dem Gelände der Klinik, unter der die Hamas nach Angaben Israels eine militärische Einsatzzentrale in einem Tunnelkomplex eingerichtet hat.
Der Krieg zwischen Israel und Hamas dauert nun bereits seit fast sieben Wochen an. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Nach Angaben der israelischen Regierung wurden etwa 1200 Menschen getötet, rund 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion darauf begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus massiv anzugreifen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 14.000 Menschen im Gazastreifen getötet, darunter mehr als 5800 Kinder.
(L.Kaufmann--BBZ)