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Der Attentäter von Paris, der einen deutsch-philippinischen Touristen erstochen hat, hat sich zu dem Anschlag bekannt und dabei keinerlei Reue gezeigt. Bei seiner Vernehmung im Polizeigewahrsam habe er sich "eiskalt" und "abgehoben" gezeigt, hieß es am Montag von Seiten der Ermittler. Er habe bekräftigt, dass sein Anschlag eine "Reaktion auf die Verfolgung von Muslimen" sei.
Es sei sehr wahrscheinlich, dass er allein gehandelt habe, hieß es weiter. Vermutlich habe er den Anschlag seit mehreren Wochen vorbereitet.
Die tödliche Messerattacke hat in Frankreich die Debatte um den Umgang mit Dschihadisten neu angefacht. "Es stellt sich die Frage, ob wir das Recht verschärfen müssen, um zu verhindern, dass so etwas wieder passiert", sagte Regierungssprecher Olivier Véran dem Sender RTL. "Er hat alle Auflagen erfüllt, und hat dennoch jemanden töten können", fügte er hinzu.
Der Täter, seine Eltern und eine weitere Person befanden sich nach Informationen der Staatsanwaltschaft in Polizeigewahrsam. Parallel zu den Ermittlungen der französischen Anti-Terrorismus-Staatsanwaltschaft leitete auch die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ein Ermittlungsverfahren ein.
Der 26-Jährige war am Samstagabend in der Nähe des Eiffelturms auf eine kleine Gruppe philippinischer Touristen losgegangen. Als ein Taxifahrer eingreifen wollte, habe er "Allah ist groß" geschrien. Ein 23-Jähriger, der die deutsche und philippinische Staatsangehörigkeit besitzt, erlag seinen Verletzungen. Die beiden anderen, unter ihnen die Freundin des Getöteten, blieben körperlich unverletzt, stehen aber unter Schock.
Der Täter war den Behörden gut bekannt: Er war wegen der Planung eines dschihadistischen Anschlags in Paris vier Jahre in Haft gewesen, anschließend drei Jahre bis zum vergangenen April in psychologischer Behandlung und stand weiterhin unter Beobachtung des Geheimdienstes.
Innenminister Gérald Darmanin warf den Ärzten des Angreifers Fehler bei der psychiatrischen Behandlung vor. "Es gab offensichtlich ein Versagen", sagte Darmanin dem Sender BFMTV. "Die Ärzte haben mehrmals erklärt, dass es ihm besser gehe, dass er normaler sei", sagte er.
Die rechtspopulistische Opposition bekräftigte ihre Forderungen, Attentätern mit doppelter Staatsangehörigkeit die französische Staatsangehörigkeit zu entziehen und radikalisierte Ausländer auszuweisen. "Dann bräuchten die Geheimdienste schon viel weniger Menschen zu beobachten", sagte die Fraktionschefin des Rassemblement National (RN), Marine Le Pen, dem Sender France Bleu.
Der Täter, Armand R., wurde in dem schicken Pariser Vorort Neuilly geboren, stammt aus einer iranischen, nichtreligiösen Familie und hatte sowohl die französische als auch die iranische Staatsangehörigkeit. Er konvertierte mit 18 zum Islam und wandte sich bald der dschihadistischen Ideologie zu.
R. veröffentlichte am Abend der Tat ein etwa zwei Minuten langes Video, in dem er sich zur Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Er begründete seine Tat bei seiner Festnahme damit, dass er "das Töten von Muslimen in Afghanistan und Palästina" nicht ertrage.
Das Video veröffentlichte er im Onlinedienst X (vormals Twitter) von einem erst im Oktober eingerichteten Konto. Dort hatte er zuvor zahlreiche Beiträge zur Hamas und zur Lage im Gazastreifen verbreitet.
Sein Opfer, der 23 Jahre alte Collin, war nach Informationen der Zeitung "Le Parisien" Krankenpfleger. Er habe zunächst in der philippinischen Stadt San Fernando gearbeitet. Seit Januar habe er sich in Deutschland aufgehalten, wo er in einem Pflegeheim arbeite.
Seine Freundin, die dank des Einsatzes eines Taxifahrers unverletzt blieb, sei ebenfalls Krankenschwester. Die beiden seien auf einer Urlaubsreise gewesen. Bei den beiden Verletzten handelt es sich um einen 65 Jahre alten britischen Touristen und einen 60 Jahre alten Franzosen.
In Frankreich sind nach Informationen der Zeitung "Le Figaro" derzeit 391 "islamistische Terroristen" und 462 "Häftlinge mit Tendenz zur Radikalisierung" inhaftiert. Problematisch seien nicht nur diejenigen, die aus der Haft entlassen würden, sondern auch die etwa 50 Verurteilten, die zu langen Haftstrafen verurteilt seien und in den Gefängnissen als Anwerber auftreten, schreibt das Blatt.
(P.Werner--BBZ)