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70 Jahre nach dem Beginn des Algerienkriegs hat der französische Präsident Emmanuel Macron die Ermordung des algerischen Unabhängigkeitskämpfers Larbi Ben M'hidi durch die französische Armee anerkannt. M'hidi, "ein Nationalheld für Algerien (...) wurde von französischen Soldaten ermordet, die unter dem Kommando des Generals Aussaresses standen", hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung des Elysée-Palasts.
M'hidi gilt als einer der bedeutendsten Unabhängigkeitskämpfer des Algerienkriegs von 1954 bis 1962, dessen Aufarbeitung bis heute andauert. Er war einer von sechs Gründungsmitgliedern der Nationalen Befreiungsfront (FLN), deren Aufstand vom 1. November 1954 den Unabhängigkeitskrieg auslöste. M'hidi war 1957 ermordet worden. Der französische General Paul Aussaresses, damals Geheimdienstchef in Algier, hatte in einem 2001 herausgegeben Buch geschildert, wie er den Mord an M'hihi beaufsichtigte. Er gab an, mit Rückendeckung der Politik gehandelt zu haben.
Die Anerkennung des Attentats sei ein Zeichen des guten Willens Macrons, die gemeinsam mit Algeriens Staatsoberhaupt Abdelmadjid Tebboune begonnene historische Aufklärung voranzutreiben, erklärte der Elysée-Palast weiter. Macrons Ziel sei ein "friedliches und geteiltes" Gedenken an den Krieg, insbesondere mit Blick auf kommende Generationen. Die Niederschlagung der algerischen Unabhängigkeitsbewegung sei innerhalb eines außerhalb von Menschenrechten agierenden Systems geschehen.
Das historisch belastete Verhältnis zwischen Frankreich und Algerien ist derzeit besonders angespannt. Macron hatte Algier unter anderem verärgert, weil er Marokko in der Westsahara-Frage unterstützt. Das Königreich bekämpft in der rohstoffreichen Region die Polisario-Front, die von Algerien unterstützt wird.
Macrons bisherige Amtszeit ist in Bezug auf das Verhältnis zur ehemaligen Kolonie durchwachsen. 2021 bezeichnete er die Regierung in Algerien als "politisch-militärisches System", das auf der "Erinnerungsrente" aufgebaut sei. In seinem ersten Präsidentschaftswahlkampf hatte Macron jedoch eingeräumt, Kolonialismus sei ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Zudem beschlossen Macron und Tebboune 2022 die Wiederbelebung einer französisch-algerischen Historikerkommission zur Aufarbeitung. Angesichts der aktuellen Spannungen stockt die Arbeit jedoch.
Algerien war seit 1830 französische Kolonie. Bei dem von beiden Seiten mit außerordentlicher Grausamkeit geführten Krieg wurden rund eine halbe Million Algerier und 30.000 Franzosen getötet, mindestens die Hälfte der algerischen Opfer waren Zivilisten. Der Algerienkrieg wird in Frankreich erst seit 1999 offiziell Krieg genannt. Zuvor war nur von "blutigen Ereignissen" die Rede.
(B.Hartmann--BBZ)