Berliner Boersenzeitung - Literatur-Nobelpreis: Experten erwarten männlichen Preisträger aus dem Westen

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Literatur-Nobelpreis: Experten erwarten männlichen Preisträger aus dem Westen
Literatur-Nobelpreis: Experten erwarten männlichen Preisträger aus dem Westen / Foto: Jonathan NACKSTRAND - AFP

Literatur-Nobelpreis: Experten erwarten männlichen Preisträger aus dem Westen

Nachdem im vergangenen Jahr mit der Südkoreanerin Han Kang erstmals eine asiatische Schriftstellerin mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet wurde, gehen Literaturexperten davon aus, dass an diesem Donnerstag ein männlicher Preisträger aus der westlichen Welt verkündet wird. Mehrere von der Nachrichtenagentur AFP befragte Literaturkritiker tippten auf einen Schriftsteller aus Europa oder aus der angelsächsischen Welt.

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Im Blick haben die Experten unter anderen den Australier Gerald Murnane, den Rumänen Mircea Cartarescu, die Ungarn Laszlo Krasznahorkai und Peter Nadas sowie den Schweizer Christian Kracht. Buchmacher tippen hingegen auf den indischen Autor Amitav Ghosh.

Die Schwedische Akademie versichert stets, dass sie sich einzig und allein auf die literarische Qualität der Werke konzentriere. Aber "selbst wenn sie sagen, dass sie nicht in Kategorien der Repräsentation denken, kann man immer noch auf die Liste (früherer Preisträger) schauen und feststellen, dass es sich um eine Art von: 'Okay, in dem Jahr war es ein Europäer, jetzt können wir ein wenig weiter schauen' handelt. Und nun gehen wir zurück nach Europa. Letztes Jahr war es eine Frau, lasst uns dieses Jahr einen Mann wählen'", sagte die schwedische Kulturkritikerin Lina Kalmtek vom Sender Sveriges Radio.

Der Kulturredakteur der schwedischen Zeitung "Dagens Nyheter", Björn Wiman, sagte AFP, er rechne damit, dass der diesjährige Preisträger ein Mann "aus dem angelsächsischen, deutschen oder französischen Sprachraum" sein werde.

In Literaturkreisen gelte Christian Kracht, der auf Deutsch schreibende Schweizer Schriftsteller als Favorit, sagte Wiman. Bei der diesjährigen Buchmesse in Göteborg hätten "viele Mitglieder der Schwedischen Akedemie bei seinem Auftritt in der ersten Reihe gesessen". "Das ist normalerweise ein sicheres Zeichen", sagte er. Genauso sei es gewesen, als die Österreicherin Elfriede Jelinek 2004 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden sei.

Die Schwedische Akademie stand lange in der Kritik, weil sie jahrzehntelang vor allem männliche weiße Autoren aus westlichen Ländern ausgezeichnet hatte. Nach einem Skandal um sexuellen Missbrauch im Jahr 2018 wurde sie tiefgreifend reformiert und sicherte mehr Weltregionen einbeziehende und stärker geschlechterparitätische Entscheidungen zu.

Der Nobelpreis ist mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) dotiert. Die Auszeichnungen werden am 10. Dezember vergeben, dem Todestag von Preisstifter Alfred Nobel.

(L.Kaufmann--BBZ)