Berliner Boersenzeitung - Russland startet Großangriff auf Ukraine und steht bereits vor Kiew

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Russland startet Großangriff auf Ukraine und steht bereits vor Kiew
Russland startet Großangriff auf Ukraine und steht bereits vor Kiew

Russland startet Großangriff auf Ukraine und steht bereits vor Kiew

Europa wird von einem der größten militärischen Konflikte seit dem Zweiten Weltkrieg erschüttert. Russlands Präsident Wladimir Putin befahl am Donnerstag einen Großangriff auf die Ukraine. Russische Bodentruppen marschierten aus mehreren Richtungen in das Nachbarland ein und standen am Abend schon kurz vor der Hauptstadt Kiew. Die EU und die USA kündigten neue Sanktionen gegen Russland an, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warnte Putin vor Angriffen auf weitere osteuropäische Länder.

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Zahlreiche Städte und Militäranlagen in der Ukraine wurden mit russischen Raketen beschossen, Bodentruppen rückten von Belarus im Norden sowie vom Süden und Osten in das Land ein. Russische Truppen eroberten nach ukrainischen Angaben nach heftigen Kämpfen unter anderem einen Militärflugplatz nahe Kiew und den zerstörten Atomreaktor von Tschernobyl.

Putin hatte die Militäroffensive in einer Fernsehansprache in der Nacht zum Donnerstag angekündigt und mit einem angeblichen "Völkermord" an der russischsprachigen Bevölkerung im Osten der Ukraine begründet. Wenig später waren Explosionen unter anderem in Kiew, der Hafenstadt Mariupol, der Schwarzmeerstadt Odessa und der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw zu hören.

Nach Angaben eines westlichen Geheimdienstvertreters erlangte Russland bis zum Abend die "vollständige Lufthoheit" über die Ukraine. Die Ukraine habe "keine Luftwaffe mehr, um sich zu schützen". Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte am Abend, die russischen Kampfeinheiten hätten alle ihre Befehle für den ersten Tag der Invasion "erfolgreich" ausgeführt.

Mindestens 68 Menschen wurden laut ukrainischen Angaben in den ersten Stunden des Angriffs getötet, darunter auch Zivilisten.Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verhängte das Kriegsrecht über das Land. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erließ eine nächtliche Ausgangssperre.

Das US-Verteidigungsministerium sprach vom größten Einmarsch konventioneller Truppen in einen anderen Staat seit dem Zweiten Weltkrieg. Putins Ziel sei es, eine pro-russische Regierung in Kiew zu installieren, sagte ein Pentagon-Vertreter. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin kündigte die Verlegung 7000 zusätzlicher US-Soldaten nach Deutschland an, um die Nato zu stärken.

Die Nato aktivierte ihre Verteidigungspläne. Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte nach einer Dringlichkeitssitzung der 30 Nato-Botschafter, damit könne im Notfall auch die Eingreiftruppe Nato Response Force (NRF) eingesetzt werden, um Mitgliedsländer zu schützen. Sie umfasst bis zu 40.000 Soldaten. Es gebe jedoch "keine Pläne, Nato-Truppen in die Ukraine zu entsenden", sagte Stoltenberg.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warnte Putin vor Angriffen auf osteuropäische Nato-Staaten. Der russische Präsident solle "die Entschlossenheit der Nato nicht unterschätzen, alle ihre Mitglieder zu verteidigen", sagte Scholz in einer Fernsehansprache.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sprach von einem "Tag der Schande". "Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht", sagte sie. Die G7-Gruppe führender Industriestaaten verurteilte den russischen Angriff als "ernste Bedrohung" für die internationale Ordnung.

US-Präsident Joe Biden gab Sanktionen gegen vier russische Banken und Exportkontrollen bekannt. Putin werde nun "ein Geächteter auf der internationalen Bühne" sein, sagte Biden.

Auch die EU kündigte an, umgehend verschärfte Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Bundeskanzler Scholz stellte bei einem Krisengipfel der 27 EU-Länder eine schnelle Reaktion auf die "flagrante Verletzung des Völkerrechts durch Russland" in Aussicht.

In Russland wurden bei Protesten gegen den Einmarsch in die Ukraine nach Angaben von Aktivisten fast 1400 Menschen festgenommen. Wie die Menschenrechtsorganisation OVD-Info mitteilte, waren trotz eines Demonstrationsverbots tausende Menschen auf die Straße gegangen, vor allem in Moskau und St. Petersburg.

(U.Gruber--BBZ)