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Die zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vereinbarte Feuerpause sowie Freilassung von Geiseln und Häftlingen hat sich am Donnerstag verzögert. Ein israelischer Sicherheitsberater erklärte, die ersten der von der Hamas gehaltenen Geiseln würden nicht vor Freitag freigelassen. Von palästinensischer Seite hieß es, es gebe Diskussionen über die "Namen von israelischen Geiseln und die Modalitäten ihrer Übergabe". Die israelischen Angriffe im Gazastreifen dauerten unterdessen an.
Ursprünglich war erwartet worden, dass die Umsetzung der Vereinbarungen zwischen Israel und der Hamas am Donnerstag beginnen würde. Dann aber teilte Israels Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi mit, dass die Verhandlungen weitergingen.
"Die Kontakte zur Freilassung unserer Geiseln machen Fortschritte und werden ständig fortgesetzt", erklärte Hanegbi. Die Freilassung werde "gemäß der ursprünglichen Abmachung beider Seiten und nicht vor Freitag beginnen". Von einem weiteren israelischen Regierungsvertreter hieß es, dass auch die Feuerpause nicht bereits am Donnerstag in Kraft treten werde.
Israel und die Hamas hatten nach langwierigen Verhandlungen eine Vereinbarung getroffen, die eine viertägige Feuerpause sowie die Freilassung von zunächst 50 der von den Islamisten verschleppten Geiseln vorsieht, darunter vor allem Frauen und Kinder. Im Gegenzug sollen 150 palästinensische Gefangenen - Frauen und Häftlinge unter 19 Jahren - aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.
Ein den Verhandlungen nahestehender Vertreter des palästinensischen Seite begründete gegenüber der Nachrichtenagentur AFP die Verzögerung mit Diskussionen "in letzter Minute" über die Namen der israelischen Geiseln und die "Modalitäten ihrer Übergabe" an eine dritte Partei. Vom katarischen Außenministerium hieß es, die Gespräche würden fortgesetzt und verliefen "positiv". Der Zeitpunkt der Feuerpause werde "in den kommenden Stunden" bekanntgegeben.
Israelischen Angaben zufolge könnte die zunächst auf vier Tage angesetzte Feuerpause verlängert werden. Für jeweils zehn zusätzlich freigelassene Geiseln würden die Kämpfe einen weiteren Tag eingestellt werden. Dadurch könnten insgesamt bist zu 100 israelische Geiseln und 300 palästinensische Gefangene freikommen.
Irans Präsident Ebrahim Raisi nannte die Vereinbarung der Feuerpause einen "Sieg" für die palästinensische Seite. Israel habe "keines seiner Ziele" im Gazastreifen erreicht. Raisi hatte am Mittwoch in der libanesischen Hauptstadt Beirut ranghohe Vertreter der Hamas und der militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad getroffen.
Israel setzte in der Nacht zum Donnerstag seine Angriffe im Gazastreifen fort. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa sprach von "dutzenden" Toten in verschiedenen Teilen des Palästinensergebiets. Die militant-islamistische Organisation Islamischer Dschihad, die an den Kämpfen beteiligt ist, meldete Zusammenstöße im Zentrum der Stadt Gaza im Norden des rund 360 Quadratkilometer großen Küstenstreifens.
Beschuss würde auch aus der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens gemeldet, wo riesige schwarze Rauchsäulen aufstiegen und Bombenexplosionen zu hören waren. Ein AFP-Journalist berichtete, dass die mehrere Kilometer entfernten Einschläge auch Häuser in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten erschüttert hätten. Von der israelischen Armee gab es dazu zunächst keine Angaben.
In der Stadt Gaza wurde der Leiter des Al-Schifa-Krankenhauses, Mohammed Abu Salmija, nach Angaben eines Arztes von israelischen Soldaten festgenommen. Das israelische Militär befindet sich seit rund einer Woche auf dem Gelände des Krankenhauses, unter dem die Hamas nach ihren Angaben eine militärische Einsatzzentrale in einem Tunnelkomplex eingerichtet hatte.
Der Krieg zwischen Israel und Hamas dauert nun bereits seit fast sieben Wochen an. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Nach Angaben der israelischen Regierung wurden etwa 1200 Menschen getötet, rund 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion darauf begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus massiv anzugreifen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 14.000 Menschen im Gazastreifen getötet, darunter 5800 Kinder.
Der Konflikt sorgt auch für Spannungen an der israelisch-libanesischen Grenze, wo es immer wieder zu gegenseitigen Angriffen zwischen israelischen Truppen und der von Iran unterstützten Hisbollah kommt. Nach Angaben der schiitischen Miliz wurden am Mittwoch bei einem Angriff auf die südlibanesische Stadt Beit Jahun fünf ihrer Kämpfer getötet, darunter auch der Sohn eines Abgeordneten.
Das israelische Militär erklärte, es habe eine Reihe von Hisbollah-Zielen und Ausgangspunkten des Beschusses aus dem Libanon auf Israel angegriffen, darunter eine "Terrorzelle" der Hisbollah und Infrastruktur.
(B.Hartmann--BBZ)