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Die deutsche Wirtschaft ist laut einer Studie noch immer stark abhängig von russischem Gas. Ein "abruptes Ende" der Gaslieferungen sei "aktuell volkswirtschaftlich hoch riskant", warnte Studienautor Tom Krebs von der Universität Mannheim am Montag. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte demnach innerhalb des ersten Jahres nach Einstellung der Lieferungen um bis zu zwölf Prozent einbrechen. Besser verkraftbar wäre demnach ein Lieferstopp 2025.
"Wenn es um Erdgas geht, besteht ein erheblicher Unterschied zwischen einem Anpassungszeitraum von maximal einem Jahr und einem dreijährigen Anpassungszeitraum", erklärte Krebs weiter. Bis 2025 könnten demnach Gasimporte ersetzt und Erdgas in der Produktion auf andere Energieträger umgestellt werden. Gefördert wurde die Studie durch das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
Laut Berechnungen der Experten würde ein sofortiger Lieferstopp innerhalb eines Jahres zu einem deutlichen Rückgang der Industrieproduktion um 114 bis 286 Milliarden Euro führen. Dies könne einen Verlust von rund drei bis acht Prozent des BIP zur Folge haben.
Neben dem Einbruch der Produktion müssten zudem auch die wirtschaftlichen Auswirkungen höherer Energiepreise berücksichtigt werden. Diese schmälerten den finanziellen Spielraum der Verbraucher für andere Ausgaben und erhöhten die gesamtwirtschaftliche Unsicherheit. Deshalb sei mit einem weiteren Rückgang des BIP um zwei bis vier Prozent zu rechnen, erklärte Krebs. Insgesamt könne die Wirtschaftsleistung innerhalb eines Jahres somit um bis zu zwölf Prozent geringer ausfallen als bei einer ununterbrochenen Fortsetzung der Gasversorgung.
Angesichts des Produktionsausfalls bei Vorprodukten warnte Krebs auch vor sogenannten Kaskadeneffekten, die auch weniger auf Erdgas angewiesene Branchen treffen können. Diese Effekte drohten den volkswirtschaftlichen Schaden "drastisch zu erhöhen". Die Wirtschaft stehe nach der Finanzkrise 2009, der Corona-Pandemie 2020 und angesichts der Herausforderungen des Klimawandels zudem noch unter starkem Stress. Da die zu erwartenden Preisschocks bei Energie und Lebensmitteln insbesondere ärmere Haushalte trägen, könnten diese zudem "soziale Spannungen verschärfen", warnte Krebs.
(K.Lüdke--BBZ)