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Bei dem vereitelten Putschversuch im westafrikanischen Benin am Wochenende sind nach Regierungsangaben mehrere Menschen getötet worden. Es habe bei "heftigen Kämpfen" zwischen den Putschisten und der Republikanischen Garde in der Residenz von Präsident Patrice Talon "Opfer auf beiden Seiten" gegeben, darunter die Ehefrau des Generalstabschefs, erklärte die Regierung am Montag nach einer Krisensitzung. Die französische Regierung erklärte, sie habe den beninischen Streitkräften während des Putschversuchs Unterstützung geleistet.
Auf Ersuchen der Behörden in Cotonou habe Paris "Unterstützung in Form von Überwachung, Beobachtung und logistischer Hilfe" geleistet, erklärte der Elysée-Palast am Dienstag. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe am Wochenende "Koordinierungsbemühungen" und "Informationsaustausch mit den Ländern der Region" geleitet. Am Sonntag habe er zudem mit Präsident Talon gesprochen. Der Putschversuch habe bei Macron "große Besorgnis ausgelöst".
Das Auswärtige Amt in Berlin mahnte unterdessen zu Vorsicht bei Aufenthalten in dem westafrikanischen Land. Demonstrationen und größere Menschenansammlungen würden besser weiträumig gemieden. Vereinzelte Kontrollen durch beninische Sicherheitskräfte seien weiterhin nicht auszuschließen.
Eine Gruppe von Militärs hatte am Sonntag die Absetzung von Präsident Talon verkündet. Der Putschversuch wurde mit Unterstützung der nigerianischen Armee und der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (Ecowas) vereitelt. Mehrere Aufständische wurden festgenommen, weitere sind auf der Flucht. Plan der Putschisten sei es gewesen, "den Präsident aus dem Amt zu entfernen, die Institutionen der Republik an sich zu reißen und die bestehende Ordnung anzufechten", erklärte Kabinettssekretär Edouard Ouin-Ouro am Montag.
Der 67-jährige ehemalige Geschäftsmann Talon wird auch als "Baumwollkönig von Cotonou" bezeichnet. Nach zehn Jahren im Präsidentschaftsamt muss er laut Verfassung im April 2026 die Macht abgeben. Seine Amtszeit war von solidem Wirtschaftswachstum geprägt, jedoch auch von einer Zunahme islamistischer Gewalttaten.
Nach der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich 1960 war die Geschichte des westafrikanischen Landes zunächst von Putschversuchen dominiert. Später galt das Land lange als gut funktionierende Mehrparteien-Demokratie. Seit dem Amtsantritt von Präsident Talon im Jahr 2016 wächst jedoch die Kritik, dieser führe sein Land zunehmend autoritär. Zahlreiche Oppositionsführer wurden inhaftiert oder gingen ins Exil.
(G.Gruner--BBZ)